Es ist nach wie vor relativ erstaunlich, dass Aktien in Deutschland von vielen Anlegern als Anlage regelrecht stiefmรผtterlich behandelt werden. Immerhin handelt es sich um eine der rentabelsten und gleichsam seriรถsen Geldanlagen, die es รผberhaupt gibt. Aktien haben eine รคuรerst lange Tradition und werden schon seit vielen Jahrzehnten von Unternehmen, institutionellen Investoren und Privatanlegern zu Geldanlage genutzt. Wir mรถchten in unserem Beitrag etwas nรคher darauf eingehen, warum Aktien nach wie vor in Deutschland recht stiefmรผtterlich behandelt werden und worin die Vorteile dieser Wertpapiere als Geldanlage eigentlich liegen.
Hintergrund: Was sind Aktien รผberhaupt?
Nahezu jeder wird den Begriff Aktien schon einmal gehรถrt haben, aber nicht alle Verbraucher wissen, was es damit im Detail auf sich hat. Aktien werden von einer Aktiengesellschaft ausgegebenen, damit andere Personen oder Unternehmen durch den Kauf am Grundkapital beteiligt sind. Durch die Ausgabe, die sogenannte Emission, von Aktien, flieรt der Aktiengesellschaft demzufolge frisches Kapital zu. Dabei handelt es sich um Eigenkapital, weil die jeweiligen Kรคufer (Aktionรคre) sowohl ein Miteigentum an der AG erhalten als auch ein Mitspracherecht, nรคmlich รผber ihr Stimmrecht.
Anders ausgedrรผckt sind Aktien demnach Anteilsscheine an einer Aktiengesellschaft. Die meisten Aktionรคre kaufen Aktien allerdings nicht, um sich aktiv am Geschรคft der Aktiengesellschaft zu beteiligen, indem sie auf der Hauptversammlung รผber bestimmte Beschlรผsse mitbestimmen. Stattdessen stehen in der Regel Kursgewinne im Vordergrund, die man sich durch die Anlage in Aktien erhofft.
Rendite als Hauptvorteil der Anlage in Aktien
Wenn man Aktionรคre fragt, warum sie sich fรผr ein Investment in Aktien entschieden haben, dann wird meistens als Grund genannt, dass sie sich gute Gewinne erhofft und in der Vergangenheit auch schon erzielt haben. Tatsรคchlich sind Aktien im Groรen und Ganzen mit einer sehr guten Rendite ausgestattet. Allerdings handelt es sich nie um feste und somit kalkulierbare Ertrรคge, denn der meistens grรถรte Teil der erzielbaren Rendite besteht aus eventuellen Kursgewinnen. Darรผber hinaus besteht ein Problem darin, dass eine Aktie A eine ganz andere Rendite als die Aktien B aufweisen kann. Der tatsรคchlich seitens der Anleger erzielte Gewinn hรคngt also immer vom einzelnen Wertpapier ab, sodass es relativ schwierig ist, fรผr Aktien pauschal eine durchschnittliche Rendite zu nennen.
An der Stelle hilft vielleicht ein Blick auf den Deutschen Aktienindex als Beispiel. Dort sind bekanntlich die mittlerweile 40 grรถรten Aktiengesellschaften mit ihren Wertpapieren gelistet, die ihren Hauptsitz in Deutschland haben. Dazu gehรถren zum Beispiel Unternehmen wie die Deutsche Bank, die Telekom oder Daimler. Wenn wir uns diese beispielhafte Entwicklung nรคher betrachten, dann konnten Sie mit DAX-Aktien in den letzten Jahrzehnten eine durchschnittliche Jahresrendite von รผber acht Prozent erzielen. Diese Rendite ist allerdings keineswegs reprรคsentativ fรผr alle Aktientitel, denn natรผrlich sind auch viel geringere โ aber ebenso viel hรถhere โ Ertrรคge mรถglich.
Die Risiken bei der Anlage in Aktien
Weshalb Aktien von vielen Anlegern in Deutschland nach wie vor stiefmรผtterlich behandelt werden, hat definitiv mit den gefรผrchteten Risiken zu tun. Dazu trรคgt auch bei, dass in den Medien hรคufiger von Kurseinbrรผchen oder einer Insolvenz einzelner Aktiengesellschaften berichtet wird. Zudem ist nicht selten relativ plakativ die Rede von einem Crash an der Bรถrse, obwohl die Kurse vielleicht โnurโ um fรผnf Prozent gefallen sind und oft schon wenige Monate spรคter das sogenannte Vor-Crash-Niveau erreicht haben.
Solche Schlagzeilen tragen definitiv zur Verunsicherung bei, sodass zahlreiche Anleger Aktien schlichtweg als zu riskant abstempeln. Doch wie hoch ist das Risiko wirklich und welche Gefahren gibt es รผberhaupt? Das Hauptrisiko bei einer Anlage in Aktien ist das Kursrisiko. Jede an der Bรถrse notierte Aktie hat einen Kurs, der sich auf Grundlage von Angebot und Nachfrage ergibt. Wie sich der Kurs verรคndern wird, wissen selbst Analysten und Experten nicht genau. Der Grund ist im Wesentlichen, dass es sehr viele Einflussfaktoren gibt, welche den Kurs bei einer Aktie beeinflussen kรถnnen. Dazu zรคhlen zum Beispiel:
- Entwicklung der Aktiengesellschaft als Unternehmen
- Branchenentwicklung
- Politisches Umfeld
- Wirtschaftsentwicklung
- Verรคnderungen am Markt (Nachfrage)
- Interne Einflussfaktoren
Diese Einflussfaktoren sind hรคufig schwer einzuschรคtzen, was auch insbesondere fรผr Spekulationen an den Mรคrkten gilt. Ein weiteres Risiko beim Investment in Aktien ist das sogenannte Emittentenrisiko. Damit ist die Aktiengesellschaft gemeint, welche die Wertpapiere an der Bรถrse platziert hat. Das Emittentenrisiko beinhaltet, dass die entsprechende AG eventuell zahlungsunfรคhig und insolvent werden kรถnnte. Das wiederum wรผrde sich massiv auf den Aktienkurs auswirken, der in solchen Fรคllen oft bis in einen Bereich von unter einem Euro fรคllt. Das Emittentenrisiko seht also in Verbindung mit dem Kursrisiko, sodass selbst ein Totalverlust Ihres investierten Kapitals nicht auszuschlieรen ist.
Wie ist das Verlustrisiko in der Praxis zu bewerten?
Natรผrlich mรผssen Aktionรคre wissen, dass sie mit der Anlage in die Wertpapiere das Risiko eingehen, eventuell ihr gesamtes Kapital zu verlieren. Die Frage ist allerdings, wie wahrscheinlich das ist und wie die tatsรคchlichen Werte in der Praxis aussehen. Hier kommt es wiederum sehr darauf an, fรผr welche Aktien Sie sich im Detail entschieden haben. Bei sogenannten Standardtiteln, zu denen beispielsweise die 40 DAX-Aktien zรคhlen, ist das Risiko eines Totalverlustes aufgrund der Insolvenz des Unternehmens relativ gering. Natรผrlich gab es in der Vergangenheit schon einmal Insolvenzen von DAX-Unternehmen, zuletzt von Wirecard.
Auf der anderen Seite sind solche Ereignisse in dem Bereich relativ selten, sondern kommen normalerweise eher bei Nebenwerten kleinerer und mittlerer Unternehmen vor. In gewissem Sinne kรถnnen Sie das Risiko von Verlusten also selbst etwas steuern, indem Sie sich fรผr bestimmte Aktientitel entscheiden. Eine weitere Mรถglichkeit besteht darin, dass Sie Ihr Kapital langfristig in Aktien investieren und nicht nur kurzfristige Kursgewinne suchen. Ferner ist eine sogenannte Diversifikation รคuรerst hilfreich. Damit ist gemeint, dass Sie Ihr gesamtes Kapital nicht nur in einen Aktienwert investieren, sondern zum Beispiel fรผnf unterschiedliche Aktientitel ins Depot aufnehmen. Auch das Arbeiten mit sogenannten Stop-Loss Orders kann dazu dienen, das Risiko โ zumindest von grรถรeren Verlusten โ deutlich zu senken.
In der Zusammenfassung gibt es also mehrere Maรnahmen, die Sie ergreifen kรถnnen, um das theoretische Risiko von Aktien in der Praxis (deutlich) zu reduzieren:
- Standardaktien auswรคhlen
- Langfristig investieren
- Diversifikation vornehmen
- Stop-Loss Order nutzen
- Risikomanagement durchfรผhren
Vermรถgensaufbau mit Aktien ebenfalls mรถglich
Manche Aktien dienen hรคufig der Geld- oder Kapitalanlage, sind aber ebenfalls zum langfristigen Vermรถgensaufbau geeignet. Dazu mรผssen Sie keineswegs grรถรere Summen in die Wertpapiere investieren, sondern kรถnnen einen sogenannten Aktiensparplan nutzen. Diesen bieten mittlerweile einige Banken und Broker ihren Kunden an, sodass automatisch meistens Monat fรผr Monat bestimmte Aktien erworben werden. In dem Fall mรผssen Sie sich ebenfalls nur dafรผr entscheiden, welche Wertpapiere Sie kaufen mรถchten.